Anders als zuletzt häufig in den Medien berichtet, wird in Deutschland nach wie vor viel gearbeitet – im Schnitt 34,9 Stunden pro Woche. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Arbeitszeitmonitor von Dr. Angelika Kümmerling vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Der Betrachtungszeitraum umfasst die Jahre 2012 bis 2022. Im Fokus: die geschlechtsspezifischen Arbeitszeiten. Ein zentrales Ergebnis: Vor allem die Arbeitszeiten von Müttern haben sich im Zeitvergleich deutlich erhöht.
Deutschland arbeitet anhaltend viel – das konnte die Wissenschaftlerin Dr. Angelika Kümmerling vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen (UDE), zeigen. Dr. Angelika Kümmerling hat die Entwicklung der Arbeitszeit in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren von 2012 bis 2022 analysiert. Die Auswertungen zeigen, dass in Deutschland weiterhin viel gearbeitet wird: inklusive Teilzeitbeschäftigte im Schnitt 34,9 Stunden pro Woche (Männer: 38,5 Stunden, Frauen 31,0 Stunden). Damit liegen die Arbeitszeiten im Jahr 2022 auf dem Niveau von 2012. Bemerkenswert ist, dass sich die Arbeitszeiten von Männern im Zeitvergleich verkürzt haben, während bei Frauen ein Trend zu längerer Teilzeit festzustellen ist. In der Gesamtbetrachtung führt das zu konstanten Arbeitszeiten.
Die Erwerbstätigenquote ist laut Kümmerlings Analyse im Beobachtungszeitraum leicht angestiegen und lag 2022 bei 80,5% (Männer) bzw. 73% (Frauen). Der Blick auf die geschlechtsspezifischen Arbeitszeiten zeigt leichte Schwankungen: Während die durchschnittliche Arbeitszeit der Männer im Beobachtungszeitraum um 0,7 Stunden auf 38,5 Stunden gesunken ist, ist die der Frauen um genau diesen Wert auf 31,0 Stunden gestiegen. Die klassische 40-Stunden-Woche hat in den letzten 10 Jahren an Attraktivität verloren (2012: Männer 45,5%; Frauen 25%; 2022: Männer 42,7%; Frauen 22,2%), zugleich zeigt sich ein Trend zu längerer Teilzeitarbeit. Lag die durchschnittliche Arbeitszeit in Teilzeit 2012 noch bei 18,9 Stunden, so liegt sie 2022 bereits bei 22,1 Stunden.
Fazit: Das Arbeits(zeit)volumen von Frauen ist im Zeitvergleich gestiegen. „Was zunächst als großer Erfolg bei der Einbindung von Frauen und insbesondere Müttern in den Arbeitsmarkt erscheint, hat aber auch eine Kehrseite“, gibt die Wissenschaftlerin zu bedenken. „Frauen sind weiterhin diejenigen, die den Hauptteil der gesellschaftlichen Sorgearbeit übernehmen. Der Gender Care Gap ist in den letzten zehn Jahren zwar gesunken, liegt aber immer noch bei 43,8%. Die Erhöhung der Arbeitszeit bedeutet also auch eine wachsende Belastung von Familien, insbesondere von Frauen, solange sich Männer nicht stärker an Care-Aufgaben beteiligen.“ Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass der Anteil der Beschäftigten, die sich kürzere Arbeitszeiten wünschen, in den letzten Jahren angestiegen ist.
Angelika Kümmerling, 2024: Arbeitszeiten zwischen Wunsch, Befürchtungen und Wirklichkeit – Ein IAQ-Arbeitszeitmonitor. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2024-05. www.uni-due.de/iaq